Gastautoren Marco und Melchior in Frankreich (Teil 1): Grignan in der Provence

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Frankreich, kein Land, das wir bis jetzt gerne besucht haben. Höchstens die Hauptstadt, aber auch die nicht wegen des Essens. Frankreich ist jedoch kaum zu umgehen, wenn man mit dem Auto nach Spanien unterwegs ist, so wie wir diesen und einige Sommer davor. Oft haben wir versucht, im der mikrowellenverseuchten France wenigstens ein Stück ihres Rufs, die Wiege guten Essens zu sein, zu finden – aber mehr als ein Stückchen fanden wir nie. Bis im Sommer 2009.

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Die beiden waskochen.ch-User* Melchior und Marco machten sich im Sommer auf die Spuren der Haute Cuisine in Frankreich. Höhepunkt war ein Dinner beim Weltspitzenkoch Michel Bras in Laguiole. Marco und Melchior beschreiben bei uns als Gastautoren, wie das «mikrowellenverseuchte Frankreich» ihr kulinarisches Herz zurückeroberte. Den Anfang macht ein Bericht aus der Provence.

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Restaurant «Claire de Plume» in Grignan. Foto: xx
Restaurant «Le Clair de la Plume» in Grignan.

Als wir vor einem Jahr, auf dem Weg nach Spanien, das Städtchen Grignan in der Drôme entdeckten, konnten wir aber aufatmen: Ein Örtchen mit Geschichte und Tradition, das internationalen Tourismus gewöhnt und doch sehr französisch geblieben ist. Wir fanden «Le Clair de la Plume». Ein kleines Hotel mit provençalischem Charme und dem typischen Lavendelduft in den Zimmern. Das Frühstücksbuffet ist herrlich, das einfache, täglich wechselnde Mittagsmenu schmeckt vorzüglich. Ein Ort zum Wohlfühlen! Schade, dass die Küche am Abend zu ist.

Die «guten» Abendlokale im Ort schneiden leider im Preis/Leistungsverhältnis nicht gut ab und auch da wird die Mikrowelle öfter als nötig eingesetzt.

Vielleicht war das der Grund, warum die Betreiber des «Le Clair de la Plume» fünf Minuten vom Hotel entfernt, mit atemberaubender Aussicht auf das Chateau, ein Gartenrestaurant mit dazugehörigem Biopool angelegt haben. Im weiss gekiesten Kräutergarten werden Gerichte von Anne und Christian Richard, Besitzer des Restaurant «Comme une Abeille» in Montelimar, serviert. Die in Einmachgläsern vorbereiteten Bio-Delikatessen, kalt oder im Ofen aufgewärmt /gebacken, werden auf einem kleinen Naturholz-Serviertablett mit farbig karierter Serviette, aufgetischt. Der so entstehende Picknik-Effekt fügt sich ideal ins ländliche Ambiente ein.

Hotel «Le Clair de la Plume» in Grignan, Dessert im gleichnamigen Restaurant.
Hotel «Le Clair de la Plume» in Grignan, Dessert im gleichnamigen Restaurant.

Die Tapanade mit Crostinis (5 Euro) mit einem Glas (und dabei meinen wir wirklich eines dieser sechseckigen, französischen Trinkgläser) Vin mousseux (auch 5 Euro) zu Apéro, danach eine Mousse d’Aubergine und ein Couscoussalat als Vorspeise (je 8 Euro) schmeckten ausgezeichnet. Der Salad des petite Pâtes aux Legumes (Hörnlisalat) vermochte nicht zu begeistern. Als Hauptgang wählten wir Tajines, die durch herrlich autentische Würzung überzeugten (je 12 Euro). Die Desserts (nichts für Linienbewusste) lassen den Abend stimmig ausklingen: Tiramisu, Cheescake mit Fruchtcoulis oder Pfirsich Crumble (warm), einfach himmlisch (je 8 Euro).

Der unprätenziöse, süffige Bio Wein, ein Côte du Rhône, wird offen in einer Henkelflasche serviert, das Mineralwasser aus der Karaffe. No name. Alles ist darauf angelegt, möglichst wenig Energie zu verbrauchen und Abfall zu erzeugen, das Personal wird dafür um so mehr gefordert. Wir wissen nicht, wie viele Kilometer die Angestellten jeden Abend durchs Kies wetzen… Uns verhalfen sie zu einem wunderbar-stimmigen Abend – und das war erst der Anfang unserer diesjährigen Reise durch Frankreich.

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* Melchior und Marco standen bei waskochen.ch auch schon vor der Kamera, siehe Hacktätschli/Hackbraten und Poulet an Tartar-Sauce.

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