Tafeln mit Origami-Fliegen

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«nomads» heisst ein Projekt, das Künstler Tatsuto Suzuki zusammen mit Jessica Schmied organisiert. Darin finden verschiedene interdisziplinäre Aktionen statt. Zentraler Event derzeit: Einmal im Monat bekocht der Japaner eine Runde Fremder in seinem Atelier in Zürich-Altstetten. Der nächste findet am 3. Juni statt.

Als wir uns bei Tatsuto anmeldeten, hatten wir keine Ahnung, was uns erwartet. C., mein Freund, der ihn flüchtig kennt, wusste nur, dass er Japaner ist und dass er jeweils am 3. des Monats zum Essen lädt. C. hat wiederum Freunde mitgebracht, die eine Japan-Reise planen und das Reisefieber vorziehen wollen. Und, um es vorwegzunehmen: Das Essen war sehr traditionell japanisch. Das heisst, nicht nur westlich-bekanntes Sushi und leichte Häppchen tischte uns Tatsuto auf, sondern auch deftige Kost. Beispielsweise eine Suppe, die man so lange kocht, bis sie trüb ist, darin Pulpo, gekochte Eier und verschiedene Einlagen, alle geformt aus einer Art Fischbrei (Fisch und Mehl vermischt). Bestimmt sieben oder acht Gänge kamen auf den Tisch, irgendwann haben wir aufgehört, zu zählen. Tatsuto unterhielt dazu mit Geschichten aus seinem Leben, darüber, wie er in die Schweiz kam (die Liebe).

Wir wiederum waren höchst fasziniert von seinen Origami-Fliegen, die Tatsuto im Rahmen seines Projekts «collection – categorization – cognition 2005.10.03 – 20_ _ » faltet. Die kleinsten nur rund 11 Millimeter lang, arbeitet Tatsuto stundenlang an einem Exemplar nach genauem Faltmuster. Mit der Pinzette, versteht sich, denn als Grundlage für die kleinsten Insekten dient ein 25 auf 25 Millimeter grosses Papier, das mit den Händen nicht bearbeitet werden kann. Tatsuto faltet die Fliegen als endloses Projekt – bislang sind es 1117 Exemplare. Und: Sie sehen tatsächlich aus wie echt!

Während die Fliegen durchwegs Begeisterungsstürme auslösten, war das Essen nicht bei allen gleich hoch im Kurs. Das Bekannte – Sashimi, Salate, kleine Häppchen – schmeckte allen ausgezeichnet. Bei der deftigen Kost schieden sich die Geister. Aber dank grosser Auswahl konnte uns Tatsuto alle glücklich machen – und vor allem durften wir einen Abend lang in eine Welt eintauchten, die wir so nicht kannten.

Wer die Fliegen sehen, respektive das Essen bei Tatsuto mal geniessen will: Am 3. Juni 2010 ist die nächste Gelegenheit für das nomads-Dinner (Anmeldung: tatsuto [at] nomads [dot] ch). Das Abenteuer lohnt sich – und man bezahlt gerade mal CHF 15 bis 20 Unkosten – Getränke bringt jeder selber mit!

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