Reise ins Schlaraffenland

Vom 23. bis 27. Oktober findet in Turin der Salone del Gusto statt – das Mekka für Foodies schlechthin. Sensorikwissenschaftlerin Christine Brugger und Terroirspezialist András Németh organisieren eine Reise für Schweizer nach Turin. Ich traf die beiden im Vorfeld und wollte wissen, was die Faszination Salone del Gusto ausmacht.
Wieso soll man nach Turin fahren, um regionales Genusshandwerker kennenzulernen? Die haben wir ja auch vor der Haustür. Du, Andras, stehst ja mit dem Laden Berg und Tal vor allem für einheimische Terroirprodukte…

András Németh: Ja, wir leben die Slow Food-Philosophie jeden Tag in unserem Laden und berücksichtigen mehrheitlich Kleinproduzenten, möglichst regional. Irgendwie sind wir auch sowas wie der Slowfood-Laden in Zürich, wenn auch nicht offiziell. Und der Salone ist die Weltzusammenkunft für Slow Food und wohl die weltweit grösste Genuss-Messe überhaupt.

141009_salone2Grösse allein reicht mir nicht, man schafft ja eh nie alles anzuschauen. Christine, du warst schon an der Messe, was macht den Salone aus?
Christine Brugger: Für mich ist er seit Jahren die fixe Veranstaltung in der Agenda. Der Salone ist die Mutter alles Genussmessen. Das Schöne: Die Besucher fressen sich nicht einfach durchs Angebot, sondern setzen sich vertieft mit Lebensmitteln und mit sensorischem Genuss auseinander. Sind neugierig. Das gibt eine tolle Stimmung und immer wieder schöne Begegnungen. Mit am tollsten finde ich die Laboratori del Gusti, wo man innert 45 bis 60 Minuten spannende Infos zu einem Thema kriegt, da kommen die spannendsten Produzenten aus Europa und über dem Teich, innovative Köche, die besten Käser, artisanale Bierproduzenten und alles was das Herz begehrt. Das findet man so konzentriert sonst nirgends.

Wieso soll man mit euch beiden gehen?
A.N.: Weil man sich um nichts kümmern muss. Reise, Hotel, alles dabei. Und vor allem: Die Laboratori sind meist ausverkauft – wir haben für unsere Teilnehmer Plätze vorgebucht. Ein Thema etwa, für das wir Plätze haben, ist „Schwarze Spezialitäten aus Sizilien“: Fleisch vom schwarzen Schwein, schwarze Linsen, Nero D’Avola.
C.B.: Wir sind auch nicht klassische Reiseveranstalter, sondern gehen aus einem inhaltlichem Kontext. Ich mit dem sensorischen Hintergrund. András als Terroirexperte. Unser Wissen geben wir auch weiter. Das fängt schon im Car an, wo es einen kleinen Sensorik-Workshop gibt.

Wie muss man sich das vorstellen?
C.B.: Klar, wir können keine Vertikalverkostung von 10 Schinken machen. Es geht darum, wie man riecht, wie man schmeckt. Etwa: Macht es Sinn, wenn man langsam oder schnell riecht? Was macht man gegen Ermüdung? Was heisst es, wenn man Schokolade kalt oder bei Zmmertemperatur geniesst? Süsse nimmt man ja bei Zimmertemperatur viel intensiver wahr, isst man also Schoggi aus dem Kühlschrank, hat man einen weniger süssen Zahn. Diese kleinen Tips und Tricks für intensiveren Genuss gibt es schon auf der Hinfahrt.

Ich war selber noch nie am Salone und habe immer Respekt vor so Grossanlässen. Sind Leute wie ich gut aufgehoben?
A.N.: Wir haben Führungen mit Studenten der Slow-Food-Universität organisiert. Sie stellen für kleine Gruppen ein Programm zusammen, sprechen sich vorher mit Produzenten ab. So hat man einen anderen Zugang, als wenn man wie alle hinten anstehen muss.
C.B.: Ich bin gar keine Liebhaberin von Gruppenreisen. Weil ich da also sehr sensibel bin, haben wir trotz Organisation ein sehr individuelles Programm zusammengestellt, bei der uns die Gäste ihre Geschmackspräferenzen angeben und so an ihre Lieblingslaboratori gehen. Auch unsere Rundgänge mit wenigen Personen an der Messe sind themenspezifisch und können vom Gaste gewählt werden. Und die Produzenten, die wir dann besuchen, nehmen sich für unsere Gruppe extra Zeit.

Und warum mit dem Car?
C.B.: Die Anreise mit Zug bedeutet mehrmals umsteigen und weil die Gäste, wie ich selber auch, sicher viel einkaufen, wird das schwierig.

Als Highlight habt ihr ja mit Spitzenkoch Enrico Crippa ein Rendez-Vous gebucht.
C.B.: Ja, das ist ein Apuntamento del Tavolo. Da kommen die Köche entweder nach Turin oder empfangen im eigenen Restaurant. Da Crippa sein Restaurant in Alba hat, fahren wir zu ihm. Crippa hat drei Sterne und ist spezialisiert auf regionale Produkte, einer der grossen Köche Italiens also. Wir haben gesicherte Plätze für alle unsere Teilnehmer.

Die Reise zum Salone del Gusto kostet 1681 Franken (EZ), 1469 Franken (DZ). Infos zur Reise gibt es hier>

Christine Brugger ist Sensorik-Wissenschaftlerin und Brennerin. www.aromareich.ch; András Németh ist Inhaber des Marktladens Berg und Tal in Zürich. www.berg-tal.ch