Huitlacoche – eine mexikanische Delikatesse am Schweizer Mais
Die Bauern in der Schweiz nennen den Pilz Maisbeulenbrand. Nein, sie mögen ihn nicht. Aber: Die Bauern in Mexiko freuen sich über jeden befallenen Maiskolben. Denn bei ihnen gilt der Pilz, genannt Huitlacoche, als Delikatesse. Ich habe mich im Rahmen unseres Leaf-to-Root-Projekts auf die Spuren des schwarzen Pilzes begeben. Am Bürkliplatz-Markt und auf den Feldern von Linthmais-Bauer Christian Bruhin.
Vor einer Woche wollte ich im Garten den einzigen Maiskolben, der den heissen Sommer überlebt hat, ernten. Doch welch Überraschung: An der Spitze hatte er schwulstige, schwarze Beulen. Nach der ersten Enttäuschung erinnerte ich mich an ein Interview mit Avantgardekoch Valfritz, der mit vor ein paar Jahren erzählte, dass man in Mexiko einen schwarzen Maispilz esse. Ist es das?
Internet sei Dank, habe ich rasch festgestellt, dass mein Mais tatsächlich Huitlacoche trägt. Oder eben Maisbeulenbrand, wie er hierzulande heisst. Leider war der Pilz schon überreif und viele der Kapseln waren bereits aufgeplatzt. Trotzdem nahm mich jetzt natürlich wunder: Wie schmeckt sowas? Am Zürcher Bürkliplatzmarkt erntete ich bei den Gemüsehändlern fragende Blicke, als ich ihnen von der etwas speziellen Zutat erzählte. Doch dann ein Treffer: Beim Stand von Bio-Gemüse Traub hat sich Herr Da Costa meines Anliegens angenommen und mir drei Tage später befallene Maiskolben mitgebracht, die er eigens auf dem Feld für mcih zusammengesucht hat (Danke!). Und was für ein Zufall: Als ich die Maiskolben abholte, stand eine Mexikanerin neben mir am Marktstand und war begeistert, hier «die Delikatesse aus ihrem Land» zu sehen.
Am Wochenende nun durfte ich mit Christian Bruhin von Linthmais in seinen Feldern auf Pilzsuche gehen. Tatsächlich, auch bei ihm gab es da und dort Huitlacoche. Er hatte schon gehört, dass man den Pilz essen kann, hat es aber selber noch nicht probiert. Aber schön, dass er sich für meine Recherche so viel Zeit genommen hat.
Nach der einstündigen Maisfeldtour blieben einige hundert Gramm. Viele der Pilzkammern waren schon überreif. Am besten zum essen sind sie, so habe ich es zumindest im Internet gelesen, wenn sie innen feucht aber noch zerplatzt sind. Beim Trnsport habe ich festgestellt, dass sie sehr druckempfindlich sind. Aufbewahren sollte man sie offenbar am Kolben, im Kühlschrank. Wer will, kann sie auch einfrieren.
Ein mexikansicher Huitlacoche-Klassiker sind gefüllte Quesadillas. Ich habe verschiedene ganz einfache Gerichte damit gekocht. Zuerst einmal einfach Zwiebeln angedünstet, dann den Huitlacoche etwas gehackt und dazugegeben. Der Pilz zieht Saft, in diesem liess ich den Huitlacoche 15 Minuten köcheln. Ich gebe zu: Die fast pechschwarzen Pilzstückchen sehen gewöhnungsbedürftig aus. Und die Pilze färben auch das ganze Essen ein. Der Kommentar meines Vierjährigen war entsprechend: Wäh! Huitlacoche schmeckt leicht maisig, aber auch erdig. Doch, ganz gut.
Ausgezeichnet schmeckte er mir in einem Rührei. Gut auch die Variante mit Maiskörnern, in Brühe gekocht, zu einem Maiscrêpe. Alles Rezepte, für die ich mich mit googeln inspirieren liess. Alles in allem schmeckt mir Huitlacoche sehr – es ist jedoch bislang nicht die Bombenzutat, für die ich ein Vermögen ausgeben würde.
Allerdings glaube ich auch, dass ich das Potenzial mit meinen Schnell-Schnell-was-basteln-Zubereitungsarten nicht ausgeschöpft habe. Darum Frage: Hat jemand von Euch Erfahrung mit Huitlacoche? Irgendein Rezept, das den vollen Geschmack zur Geltung bringt? Ich freue mich über Input unten in den Kommentaren. Vielleicht verhelfen wir ja dem mexikanischen Trüffel, wie der Pilz auch genannt wird, doch noch zu etwas Popularität in der Schweiz.
PS: Wer Mais lieber in ganz normaler Form isst, der kann sich beispielsweise bei Christian Bruhin von Linthmais mit Polenta&Co eindecken. Oder auf dem Bürkliplatzmarkt bei Familie Traub Bio-Zuckermais kaufen. Die Körner sind jetzt aktuell supersüss.
PS2: Valefritz, mein Huitlacoche-Tippgeber, hat mir soeben noch gemailt, dass sein Lieblings-Huitlacoche-Essen in Mexiko Empanadas waren. Und dass man in diesem Film auf Youtube sehe, wie man das macht.
Und hier einige weitere Fotos:
Sandra Knecht
14. September 2015 @ 18:57
Dieser Pilz ist unglaublich toll! Ich habe ihn heute das erste Mal gefunden und gekocht. Er ist mit nichts sonst zu vergleichen und bietet eine köstliche Abwechslung im Speiseplan.
Otto M. Hierneis
7. November 2016 @ 23:36
Ich habe den Pilz Huitlacoche in Mexiko kennengelernt. Man kann ihn dort auch in Dosen kaufen, was ich getan habe. So konnte ich ihn öfter nach Deutschland mitbringen. Ist aber leider schon länger her und jetzt komme ich nich mehr nach Mexiko. Ich würde mich über eine Quelle in München oder im Internet sehr freuen..
Am besten scheckt er mir mit Rührei. Geht halt auch am schnellsten.
Dass ihn die Schweizer Bauern nicht mögen, wundert mich. Bei uns auf dem Land wird alles verwertet, nicht nur von den Tieren, sondern auch an Pflanzen, wie zB Brennessel. Gruß aus München
Esther Kern
7. November 2016 @ 23:38
Lieber Otto, also nciht nur die Schweizer Bauern mögen ihn nicht, auch in Deutschland ist er nicht gern gesehen. Respektive er ist sogar als Lebensmittel gar nicht zugelassen… aber das kann sich ja ändern. Herzlich, Esther
Inge Jammernegg
4. August 2018 @ 11:39
@Ester Kern
Offensichtlich ist das in Österreich anders. Gerade habe ich im Menu des Restaurants Ikarus im Hangar7 in Salzburg die Zutat Huitlacoche gesehen. Gegessen habe ich so etwas noch nie.
Eva
10. September 2019 @ 15:56
Auf unserem Kuckurutz ist der Pilz dieses Jahr aufgegangen und ich hab ihn im genau richtigen Stadium erwischt. Zwiebel, Salz und huitlacoche, ca 10 min dünsten, knoblauch dazu, zwei Spiegeleier dazu, so hab ich ihn zubereitet. War ganz ungewöhnlich, viel weniger würzig als alle Pilze, die ich kenne, und ganz wenig kuckurutz Geschmack hat er auch noch. Aber gut! Freu mich aufs nächste Jahr 🙂
Niklaus Anbe
28. November 2021 @ 18:24
Huitlacache in kleine Stücke schneiden, kurz andünsten und in der Mitte des Suppentellers anrichten und darum herum Maiscréme- Suppe geben. Mmmmhhh!!! Ihre Kommentsre sind suuuupppper!!
Ernstl
29. August 2023 @ 21:30
Wouwh, toller Kommentar zum Maisbrandpilz. Ich kannte den aus meiner Kindheit her noch als etwas besonders giftiges (so alle Bauern bei uns im Dorf der Meinung gewesen), wohl, weil er etwas unheimlich aussieht am Maiskolben und als Kinder sollten wir den ja nicht anfassen. Ich werde mich nun auch auf die Suche begeben und sobald fündig, den auch versuchen. Muss allerdings ein Biofeld ohne GenTecMais sein. Wobei, ich denke fast, dass auf GenTecZüchtungen mit Fungiziden behandelt, der ohnehin keinerlei Chancen hätte.
Nubia Saavedra
10. Oktober 2023 @ 16:33
Muchas gracias dass Alle die Huitlacoche toll finden. Ich bin Mexikanerin und wohne in Lugano. Ich lesse Alle Euch. Sei begeistert mit Euren Rezepten, Huitlacoche ist sehr exquisit und hoffentlich Man kann in Zukunft einer CH Produktion schaffen.
Tip: Der Huitlacoche kochen lassen mit gebratene Zwiebel und etwas Oregano und Oliven Öl. Am Ende kann Man etwas Petersilie geben. Buen Provecho aus Ticino !!!