#LeafToRoot-Helden: Siggi, der Solidar-Bauer aus München

Neulich schrieb mir Siggi aus München. Er habe das Buch «Leaf to Root» geschenkt bekommen. Sei begeistert. Und hätte da auch noch ein paar Ideen. Spannend, denn Siggi ist ein Gemüsepionier in Deutschland.

Weil ich zufällig grad in München war, trafen wir uns zum Kaffee. Siggi erzählte mir seine Geschichte. Ursprünglich war Siegfried Fuchs, den alle als Siggi kennen, Elektriker. In seiner Freizeit gärtnerte er seit Jahren und befasste sich dabei auch mit dem Thema Permakultur. Als einer der ersten startete er 2009 in Deutschland, nahe München, eine solidarische Landwirtschaft, sprich: Er hat Direktabnehmer, die sich an der Arbeit zudem auch beteiligen. 150 Personen, Familien oder Kleinbetriebe kann «Der Waldgärtner» mit seinem Betrieb beliefern!

Siegfried «Siggi» Fuchs im Münchner Westend.

 

Doch Siggi belässt es nicht dabei, einfach Gemüse anzupflanzen. Er möchte auch mehr über seine Pflanzen erfahren. 23 Sorten Bohnen hatte er vor unserem Treffen soeben in die Erde gebracht. Und im Sommer reifen bei ihm 70 Tomatensorten. «Ich habe Samen von etwa 180 Tomatensorten und die müssen alle paar Jahre erneuert werden», sagt er. Will heissen: 25 Sorten bringt er in grösseren Mengen aus, 45 Sorten jeweils mehr mit dem Ziel, den Samenbestand zu erneuern. «Mich interessieren Sorten, die immer in Familienhand waren», erklärt er. «So habe ich beispielsweise auch aus Rumänien Samen, die stets von Kleinbauern selber erneuert wurden.»

Die Idee von «Leaf to Root» hat Siggi fasziniert. Einerseits fand er im Buch neue Anregungen, andererseits aber auch die Bestätigung dafür, dass er auf einem guten Weg ist. Denn seit Jahren ist er damit beschäftigt, Gemüse neu zu entdecken. So erntet er etwa Mini-Rosenkohl («Erbsengross») und beliefert damit das Münchner Tantris. Und auch Mini-Gemüse, das nach dem ersten Schnitt nachwächst, bietet er an. «Fenchel, Wirsing, Rotkohl, Spitzkraut, Brokkoli machen nach dem ersten Schnitt sehr zarte kleine Früchte», sagt er. «Ich ernte etwa Spitzkraut und Fenchel für Hans Haas vom Tantris. Bei Spitzkraut kommen nach dem ersten Schnitt drei bis sieben kleine, faustgroße, feste Spitzkraut; normalerweise wird Spitzkraut erst fest wenn er ausgewachsen ist. Bei Fenchel wachsen etwa fünf kleine Fenchel, diese muss man ernten wenn sie zwei bis drei Zentimeter groß sind, danach schießen sie.»

Fasziniert ist Siggi auch von Microgreens, das sind Baby Leaves. Aktuell etwa spriessen bei ihm ganz viele kleine Grünkohlpflänzchen und Blätter der roten Beete, die er jung erntet als Gemüse.

Kultiviert für die Blätter: Rote Beete als Microgreens in Siggies Gewächshaus.

Weil Siggi hier auf meiner Website von Spinatwurzeln als Gemüse gelesen hat, grub er anderntags auch grad drei Kilo davon aus dem Boden. «Wir werden jetzt sicher viel aus dem Buch ausprobieren», sagt er.

Als neugieriger Gärtner sucht er auch den Austausch mit Köchen. «Ich hätte durchaus noch Bedarf für ein, zwei Profis, die an speziellen Gemüsen und Gemüseteilen interessiert sind und da auf gemeinsame Entdeckungstour gehen möchten», erklärt er. «Es wäre zudem auch spannend, wenn sich ein Profi meiner Tomaten annehmen und beispielsweise sortenreines Chutney einkochen würde.»

Wer Siggi und vor allem seine Pflanzen live erleben möchte, der hat demnächst die Gelegenheit dazu. Am 6. Mai ist Setzlingsmarkt in der Waldgärtnerei.

Kennst Du einen Koch in München und Umgebung, der sich für spezielles Gemüse und aussergewöhnliche Gemüseteile interessiert und eventuell Interesse haben könnte am Gemüse von Siegfried Fuchs? Dann schreib Siggi eine Mail.

Auf einem Hektar – bald etwas mehr – wirtschaftet Siegfried Fuchs für und mit 150 Genossenschaftern in Höhenkirchen-Siegertsbrunn vor München.