Stielmus von der Mairübe (und vom Kohlrabi, Salat und Co.)

Die Navets, auch bekannt als Mairübchen, sind da. Und mit ihnen viel wunderbares Grün. Natürlich ganz klar ein Fall für Leaf to Root. Zumal das Stielmus daraus Tradition hat.

Bei Müller Steinmaur habe ich Mairübchen mit frischen, knackigen Blättern entdeckt. Sofort eingepackt. Denn: Von der Lektüre alter Kochbücher wusste ich: Das gibt Stielmus. Hast Du nun ein grosses Fragezeichen?

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Stielmus von der Mairübe mit glasierter Mairübe. Foto: Esther Kern

Stielmus ist das, wonach es tönt: Man verhackt Stiele und vermuset sie. Im Grundsatz nach dem alten Rezept, nach dem früher ganz viele Gemüse gekocht wurden: Nämlich an einer Sauce aus Mehlschwitze, Milch und Muskat. In Deutschland und Holland gibt es sogar ein Kohlgemüse, das für die Stängel angebaut wird, genannt Rübstiel. Doch für Stielmus kann man ganz unterschiedliche Kohlstiele verwenden, also auch die vom Kohlrabi.

Ich habe Euch ein altes Rezept herausgesucht aus meinen Recherchen zum Buch Leaf to Root, das sogar Salatstängel als Zutat vorschlägt:

Neuzeitliche Kochkunst für Gesunde und Kranke, von Dr. Karl Schanz und Küchenchef Georg Greindl, Verlag Emil Frey, Zürich, ca. 1930: Rübstiel (Stielmus, Stielgemüse)

Zutaten: 500 bis 750 g Rübstiele (das heisst entweder die Stiele der Mangoldblätter, oder Stiele und Blattrippen von Rübenblättern, auch die Stengel von aufgeschossenem Salat), 30 g Butter, 30 g Mehl, ¼ Liter Milch, Salz, Muskatnuss.
Die Stengel werden geschält, sauber gewaschen, fein geschnitten und in Salzwasser weichgekocht, dann gibt man sie zum Abtropfen auf ein Sieb. Inzwischen röstet man Mehl und Butter hellgelb, verkocht es mit der Milch und würzt die Soße mit Salz und Muskatnuß. Dann kocht man das Stielmus mit einem Stückchen Butter kurz darin auf, längeres Kochen bringt die Soße zum Gerinnen.

Ich habe meine Mairüben heute ähnlich, aber Handgelenk mal Pi verkocht. Damit die Sauce nicht zu milchig wird, kannst Du einen Teil Milch auch ersetzen durch Brühe. Ich habe etwas Saft vom Hackbraten, der grad noch in einer Pfanne schmurgelte, dazugegeben. Da kann man natürlich frei variieren. Die Stängel habe ich übrigens nicht geschält. Die Rübchen selber kannst Du mitkochen. Ich habe sie, damit das ganze Gericht nicht zu musig wird, separat gekocht. Erst einige Minuten in Salzwasser, dann glasiert mit Butter und ganz wenig Birnendicksaft.

Das Mus schmeckt etwas wie früher auf dem Bauernhof, als auch viel Gemüse in Béchamel und Co. verkocht wurde. Aber ehrlich gesagt: So als Abwechslung zu den Säure-betonten, stets superleichten Gourmet-Gemüsezubereitungen schmeckte mir das Bodenständige eigentlich auch mal wieder ganz gut. Zumal die Stiele selber schon recht viel Säure haben.

Und wie kochst Du Dein Mairübchen mit Stiel?

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Mairübe, auch bekannt als Navet: Grün hacken, Rübe nach Belieben zerteilen. Natürlich blieb bei mir die Schale einfach dran:-)