«Zürich isst» – eine Stadt blickt über den Tellerrand hinaus

Im September feiert der Erlebnismonat «Zürich isst» Premiere. Schon Mitte April startet ein dazugehöriger Rezeptwettbewerb, bei dem ihr mitmachen könnt. Ich habe mich mit den Verantwortlichen über Sinn und Zweck von «Zürich isst» unterhalten und mich dabei auch nach ihrem Lieblingsrezept erkundigt.

Nachhaltige Ernährung. Um dieses Thema dreht sich «Zürich isst». Die Stiftung Mercator Schweiz und der Umwelt- und Gesundheitsschutz Zürich (UGZ) organisieren den Erlebnismonat gemeinsam mit NGOs, Forschung, Wissenschaft, Gewerbe, Restaurants, Lebensmittelproduzenten sowie Kultur- und Jugendorganisationen. Pop-Up-Restaurants, Kochkurse, Wildkräuterexkursionen oder Eat-Ins können ebenso stattfinden wie Spezialunterricht in Schulen. «Zürich isst» wird so zum Panoptikum für Food-Projekte in der Stadt.

Um auf den Monat aufmerksam zu machen, startet bereits jetzt ein Foodfoto-Wettbewerb. Mit dem Hashtag #ZHisst könnt Ihr mitmachen (Infos hier).

Wir von waskochen.ch sind Medienpartner und werden Euch darum immer mal wieder Einblicke geben. Heute mit einem Interview mit den beiden Co-Projektleiterinnen Nadine Felix und Sonja Gehrig*, die zum Start erklären, worum es geht.

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Sonja Gehrig (l.) und Nadine Felix, die beiden Co-Projektleiterinnen von «Zürich isst».

Nach Zürich liest und Zürich tanzt gibt es nun auch Zürich isst. Was zeichnet diese Veranstaltung aus?

Sonja Gehrig: Die Bevölkerung erhält die Chance, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Dabei sollen Genuss und Spass nicht zu kurz kommen.

Nadine Felix: Wie bei «Zürich liest» und «Zürich tanzt» sollen sich auch bei «Zürich isst» möglichst viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Motiven mit dem Thema befassen. «Zürich isst» lebt vom Engagement der beteiligten Partner.

Was möchte man damit bewirken?

SG: Auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft spielt Ernährung eine wichtige Rolle, entfallen doch rund 30 Prozent der Umweltbelastungen unseres Konsums auf die Ernährung. Ziel ist den ökologischen Fussabdruck der Ernährung in der Stadt Zürich zu reduzieren.

NF: Der Erlebnismonat soll zeigen, wie jede und jeder von uns einen Beitrag leisten kann, um wichtige Herausforderungen wie die Sicherung der Welternährung und den Schutz der natürlichen Ressourcen anzupacken.

 «Zürich isst» dreht sich um nachhaltige Ernährung. Wo gibt es Handlungsbedarf?

SG: Unsere Ernährungsgewohnheiten sind im Durchschnitt recht ressourcenintensiv. Indem wir uns vermehrt saisonal und mit Produkten aus der Region verpflegen, d.h. auf Gewächshausgemüse und Flugware verzichten sowie den Konsum von Fleisch und tierischen Produkten etwas reduzieren, könnte die Umwelt- und Klimabelastung durch die Ernährung bereits um rund 45 Prozent reduziert werden. Das Potenzial ist insgesamt gewaltig.

NF: Genau. Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld ist der Foodwaste, die Lebensmittelverschwendung. In der Schweiz landet sage und schreibe ein Drittel der Lebensmittel im Abfall. Mit jedem weggeworfenen Lebensmittel werden auch die Ressourcen verschwendet, die für die Produktion verwendet werden.

Warum hat sich Mercator grad Zürich als Austragungsort ausgesucht? 

NF: Die Stiftung Mercator Schweiz ist in Zürich zuhause. Zürich hat eine vielfältige, offene und interessierte Bevölkerung. Und schlussendlich haben wir im UGZ der Stadt Zürich einen engagierten Mitträger für das Projekt gefunden. Das war zentral, um den Erlebnismonat in Zürich zu organisieren.

Verfolgt man die Idee, den Erlebnismonat später auch in anderen Städten umzusetzen?

NF: Der Erlebnismonat in Zürich ist eine Premiere. Ich kann mir vorstellen, dass es unter dieser Marke auch eines Tages «Bern isst» und «Basel isst» geben könnte. Das hängt auch vom Interesse ab, das unser Erlebnismonat im September weckt.

Wo ist Zürich als Stadt schon aktiv, wenn es um Projekte rund ums Essen geht?

SG: Innerhalb der eigenen Handlungsmöglichkeiten wird schon einiges gemacht. So kaufen wir etwa für unsere städtischen Verpflegungsbetriebe bereits 7 Prozent biologische Lebensmittel und Fairtrade-Produkte ein. In den Alterszentren gibt es mindestens einen Vegi-Tag pro Woche und auch bei der Verpflegung der Schulkinder wird speziell auf eine gesunde und ökologische Ernährung geachtet. Dies bedeutet frische und nach Möglichkeit saisonale, regionale Produkte einzukaufen. Speziell für Schulen gibt es ein vielfältiges Bildungsangebot: In diesem Jahr profitieren beispielsweise 25 Schulen von den ProSpecieRara-Gemüsesetzlingen und möchten insgesamt mit den Kindern auf über 430 Quadratmetern Stadtgemüse ziehen.

Sie bieten mit «Zürich isst» Dritten eine Plattform für Projekte rund ums Essen. Kann man sich jetzt noch melden?

NF: Gute Ideen und Aktionen sind immer willkommen – selbstverständlich auch über «Zürich isst» hinaus. Das Online-Programm unter zuerich-isst.ch wird laufend aktualisiert. Für die Aufnahme in das gedruckte Programm wird es eine Frist geben.

Besteht bei einer solchen Mitmachaktion nicht auch die Gefahr, dass Veranstaltungen etwas beliebig sein können? Oder anders gefragt: Wie geben Sie «Zürich isst» ein Profil?

SG: Die nachhaltige Ernährung mit all ihren Facetten bildet den gemeinsamen Rahmen für alle Veranstaltungen. Dazu gehört ein Stadt-Tomaten-Fest mit ProSpecieRara-Sorten genauso wie eine Ausstellung zum Thema Welternährung, eine Lesung zum Thema Foodwaste, eine Führung zu Zürcherischen Anbau-Nischen oder spezielle «Zürich isst»-Menüs in Restaurants.

Wie viele Projekte wurden eingereicht?

NF: Wir haben bereits mit über 60 Partnern und Partnerinnen Vereinbarungen abgeschlossen, wobei die meisten PartnerInnen mehrere Veranstaltungen durchführen. Es kommen aber laufend neue Projekte und Akteure dazu.

Ab Mitte April startet Zürich isst einen Wettbewerb rund um Lieblingsrezepte. Welches ist Ihr Lieblingsrezept und warum?

SG: Ein eigentliches Lieblingsrezept habe ich nicht. Vielmehr liebe ich Abwechslung und Kreativität auf dem Teller, am liebsten mit vegetarischen Kreationen. Dies kann ein Fenchel-Carpaccio mit Sbrinz und einer Bärlauchroulade, eine exotische Thai Tom Yam Soup oder im Herbst ein Steinpilzrisotto mit überbackenem Rosenkohl sein. Am besten schmeckt natürlich das Gemüse aus dem eigenen Garten.

NF: Älpler Magronen. Dazu selbst gekochtes Apfelmus. Damit lassen sich übrigens auch wunderbar nicht mehr ganz frische Äpfel verarbeiten.

* Nadine Felix ist Geschäftsführerin der Stiftung Mercator, Sonja Gehrig Projektleiterin in der Umweltschutzfachstelle des Umwelt- und Gesundheitsschutzes Zürich (UGZ). Beide sind Co-Projektleiterinnen von «Zürich isst».

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