Piemont: Mohn-Millefeuille und süsse Küsse aus Neive

Piemont. Der Inbegriff für feines Essen aus frischsten Produkten. Im Frühjahr durfte ich zusammen mit ein paar Freunden Tipps von euch Usern ausprobieren. Ein paar Highlights aus der Tippkiste gebe ich hier gerne weiter.

Nicht von ungefähr ist das Piemont die Wiege von Slow Food, der Genussbewegung, die mittlerweile fast schon weltweiten Bekanntheitsgrad hat. Auf den Spuren von Slow Food landet man unweigerlich in der Osteria del Boccondivino, einem Hinterhof-Restaurant in Bra. In den Achtziger Jahren war die Osteria das erste Slow-Food-zertifizierte Lokal. Der Hauptsitz der Slow-Food-Bewegung ist direkt nebenan. Das Lokal: einfach, sympathisch, ruhig. Und das Essen? Frisch, ehrlich und erst noch preiswert. Nicht verpassen sollte man die Ortsspezialität, die Salsiccia die Bra; sie wird entweder roh als Antipasto genossen  oder in einem Sugo zu hausgemachten Tajarin (feine Nudeln).

Eingang in den Hinterhof neben dem Slow-Food-Sitz, Matthias, Vanessa und Patrick im Boccondivino.
Eingang in den Hinterhof neben dem Slow-Food-Sitz; Matthias, Vanessa und Patrick im Boccondivino.

Am Tag nach unserem Bra-Ausflug zog es uns nach La Morra, wo mir die Osteria Veglio empfohlen wurde (danke, Gabriela, für den Tipp). Ein eher elegantes Lokal. Als wir da waren, hatte es wenig Gäste – offenbar ist hier im Herbst aber oft Fullhouse, also reservieren. Serviert wird lokale Küche mit leichten Adaptionen. Besonders angetan hat es mir das Millefeuille mit Papavero-Füllung an Parmesan-Sauce. Die ersten grünen Blätter vom Mohn (Papavero) als Gemüse? Hatte ich bis dahin noch nie gegessen. Nächstes Frühjahr werde ich damit selber experimentieren – wer Pflück- und Rezepttipps hat: Ich freue mich über jeden Hinweis.

Nicht fehlen in der Restaurantliste darf das «i Bologna» das mir einst Cornelius empfohlen hatte. Infos dazu in meinem letzten Beitrag.

Und zum Schluss noch ein süsser Tipp, den mir Myron zugespielt hat. Er kostete uns zwar sehr viel Nerven – die dann allerdings dank viiieeel Zucker schnell wieder beruhigt waren. Pasticceria Curletti in Neive hiess unser ersehntes Ziel am zweitletzten Tag im Piemont. Denn dort gibts die besten Baci überhaupt. «Wenn du ins Dorf reinfährst, steil links hoch, bis zur Barriere», hiess die Weganweisung. Wir fuhren steil links hoch und landeten bei einem Wohnhaus. Wir fragten Einwohner und landeten im Tal unten. Wir fuhren auf den Berg. Sackgasse. Es war bereits weit nach 19 Uhr, die Zeit, um die Curletti normalerweise schliesst. Schliesslich probieren wir die einzige Strasse, die wir noch nicht befahren haben – und siehe da: Steil hoch, eine Barriere, eine Klingel, und das Tor öffnet sich. Wir landen vor einem Mini-Verkaufslokal, das dem Laboratorio angeschlossen ist. Die Verkäuferin ist netterweise extra länger geblieben, was uns dazu verleitet, nicht nur 5 sondern gleich 7 Kilo Baci, Tartufi und Golosini zu kaufen. Bunt verpackte Süssigkeiten – jede Sorte in anderer Farbe – und natürlich ein ideales Mitbringsel. Mir schmecken vor allem die Baci und die Tartufi – die Golosini, eine Art Pralinen, sind teils so süss, dass man kaum ein ganzes Stück essen kann. Ausser, man hat davor eine Odyssee durch Neive und Umland hinter sich (darum besser vorher Google Maps kontaktieren).

Unscheinbare Auffahrt zu Curletti.
Unscheinbare Auffahrt zu Curletti.
An dieser Barriere muss man klingeln.
An dieser Barriere muss man klingeln.
Baci, Tartufi; Golosone: Hier kauft man im Kilo.
Baci, Tartufi, Golosini: Hier kauft man im Kilo.

INFOS:

Osteria del Boccondivino
Via Mendicità, 14, Bra
Tel.: 0172 425674

Osteria Veglio
Frazione Annunziata 9, La Morra
Tel.: 0173 509341

Pasticceria Curletti
Via Tanaro 18, Neive
Tel.: 0173 677109

Und unerlässlich für kulinarische Highlights:
Der Restaurant-Führer «Osterie d’Italia 2010/2011» von Slow Food oder «Piemont, Langhe und Roero. Reisen und Genießen mit Slow Food» (leider nur noch gebraucht erhöltlich und somit auch etwas veraltet, z.B. bei Amazon.