Beef!: Neues Kochmagazin – nur für Männer?

Der Name ist hier nicht Programm – zum Glück. Beef! heisst ein neues Kochmagazin aus dem deutschen Gruner+Jahr-Verlag. Doch es geht bei weitem nicht nur um Fleisch.

Cover des Kochmagazins Beef!
Cover des Kochmagazins Beef!

Der Untertitel «Für Männer mit Geschmack» hielt mich nicht davon ab, ein Rezensionsexemplar von Beef! zu bestellen. Auch nicht die Schlagzeile «Kann man eine Frau ins Bett kochen?». Klingt alles recht platt und eigentlich irgendwie unsexy. Zum mehr Sexappeal trägt auch das Titelbild – ein rohes Stück Fleisch – nicht bei. Nichtsdestotrotz, einen Blick wollte ich dennoch reinwerfen.

Und, um es vorweg zu nehmen: Ich habe eigentlich das ganze Heft von vorn bis hinten gelesen. Ich war sogar nahe dran, Rezeptanleitungen in die Tat umzusetzen. Etwa die aus der Geschichte «New Balls, please!». Ums Mozzarella selber machen, Step-by-Step, geht es da. New Balls brauche ich zwar keine, aber Lust machte die Geschichte trotzdem. Auch der Kräutersalz-Beitrag, mit Rezepten des deutschen Gewürzhochmeisters Ingo Holland, macht an, zu experimentieren. Und dann wird noch ganz viel Wissenswertes serviert. Ein Artikel über den Tokyoter Fischmarkt etwa, der aufräumt mit der Mär, dass die Japaner nur frischesten Fisch konsumieren.

Wie ist das aber nun mit dem «ins Bett kochen?» Dieser Artikel war sowohl Enttäuschung als auch positive Überraschung. Die Enttäuschung rührt daher, dass die Sensationslust überhaupt nicht befriedigt wird. Keine Anleitung. Keine Gelinggarantie. Keine Erlebnisberichte. Dafür erzählt der französische Gastronomie-Historiker Alain Drouard, Professor an der Sorbonne, angenehm entspannt über Aphrodisiaka und welch wunderliche Geschichten dahinter stecken. Funktionieren sie auch? «Aphrodisisch wirken die Narungsmittel nur durch ihre Form oder ihren Preis», sagt dazu Drouard. Also, worauf kommt es denn nun wirklich an, wenn man eine Frau ins Bett kochen will?

Ganz ehrlich: Für Antworten auf diese Frage müssen Sie Beef! nicht kaufen. Sie können ganz einfach ihren gesunden Menschenverstand einschalten. Vom «Reden über den Genuss» als Verführtaktik ist hier die Rede, vom gemeinsamen Kochen als Eisbrecher. Und schliesslich wird Shakespeare zitiert, der in «Macbeth» übers Essen folgendes schrieb: «It provokes the desire, but it takes away the performance.» Fürwahr keine neue Erkenntnis. Doch fürs intelligente Reden über den Genuss liefert Beef! allemal Fleisch am Knochen. Würde der Inhalt noch mit anderem Namen dekoriert, wäre das Magazin für mich schon fast Meisterküche des guten Magazingeschmacks.

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BEEF!, CHF 20/EURO 9.80, erhältlich an gut sortierten Kiosken. Wann die nächste Nummer erscheint, steht noch nicht fest.

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